Senthuran Varatharajah
Rot (Hunger)
Nächte gebeugt, mich von den Nächten beugen lassen. Meine Bücher: auf dem Tisch, auf dem Boden; hinter meinem Rücken. Jede Nacht: Bachs Goldberg Variationen von Glenn Gould von 1955, alle Alben von Alice Coltrane und Bachs Chaconne in der Interpretation von Itzhak Perlman gehört. Jede Nacht: zu viel geraucht. Jede Nacht: die Asche auf der Tastatur dort gelassen.
Senthuran Varatharajah, geboren 1984 in Jaffna, Sri Lanka, studierte Philosophie, evangelische Theologie und vergleichende Religions- und Kulturwissenschaft in Marburg, Berlin und London. 2016 erschien sein Debütroman „Vor der Zunahme der Zeichen“, der mehrfach ausgezeichnet wurde.
In seinem zweiten Roman erzählt Senthuran Varatharajah zwei Geschichten, die zu einer werden. Die Geschichte eines Jahres nach einer Trennung, und die Geschichte eines Tages: vom 9. März 2001, an dem A in seinem Haus in Rotenburg B, wie zuvor vereinbart, tötet, zerteilt und Teile von ihm isst. „Rot (Hunger)“ erzählt davon, dass der Mensch, den wir lieben, immer zu weit entfernt ist. Und davon, dass er immer fehlt, auch wenn er vor uns steht.

Senthuran Varatharajah
Rot (Hunger) | Roman | S. Fischer | Frankfurt / Main 2022 | 120 S. | 23,00 Euro
Jury-Stimme zu „Rot (Hunger)“

Kaum ein Buch hat mich in den letzten Monaten so berührt, umgetrieben und verstört wie Senthuran Varatharajahs zweiter Roman. Seine Sprache ist philosophisch und poetisch, aber nie hermetisch. Ein Roman als Ereignis, das durch die persönliche Begegnung mit dem Autor in Lesung und Diskussion noch weiter intensiviert wird.
Dr. Jens Peters, Leiter des Literaturbüros Westniedersachsen