LiteraTour Nord 2010/2011

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Neben der Preisträgerin Iris Hanika stellten Jan Faktor, Rolf Lappert, Anna Mitgutsch, Christoph Peters und Peter Waterhouse ihre neuen Bücher vor.

Iris Hanika erhält den Preis der LiteraTour Nord 2011

Möglichkeiten, glücklich zu sein

Möglichkeiten, glücklich zu sein

»Die Widerstände gegen das Schreiben sind denen gegen die Analyse sehr ähnlich: In beiden Fällen richten sie sich gegen die Möglichkeit, glücklich zu sein.«, schrieb Iris Hanika einmal.

Glücklich, meinte Andreas Platthaus dazu, könnten vor allem wir Leser uns schätzen, daß Iris Hanika schreibe. Und dieses Glück beim Lesen von Iris Hanikas Büchern erläuterte er durch eine wunderbar beunruhigende und rasante Laudatio, mit der ihm das Kunststück gelang, Iris Hanikas Schaffen in all seinen Facetten zu fassen – nicht zuletzt, weil er es wagte, die leer gelassenen Seiten in Hanikas Roman Das Eigentlichevorzutragen, indem er das aufmerksam konzentrierte Publikum drei Minuten anschwieg.

Mehr als 200 Gäste gaben mit anhaltendem Applaus ihrer Zustimmung für die Laudatio und Begeisterung für Iris Hanika Ausdruck.

Iris Hanika nahm den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord, den die VGH Stiftung  auslobt, vom Stiftungsvorstand Friedrich v. Lenthe entgegen und bedankte sich durch die Lesung eines noch fast unbekannten Textes: Amerika, Europa, Literaturwissenschaft und sexuelle Dinge. Auch darin zeigte sich wieder, daß sie keine Barriere im Denken zulässt, den Schmerz wie die Peinlichkeit nicht fürchtet, sondern mit scharfem Blick beobachtet und das Beobachtete trocken kommentiert. Doch Hanikas besondere Meisterschaft liegt nicht allein darin. Sie zeigt sich auch in ihrer federleichten Erzählweise und dadurch, wie sie die scheinbar ungerührte Analyse mit Liebe zu ihren Figuren verbindet.

In der Jury-Begründung über Das Eigentliche hieß es:

»In diesem vom Sujet her riskanten und in der erzählerischen Form mutigen Roman erzählt Iris Hanika vom Verschwinden der Trauer über die lastende Hypothek des Holocaust. Indem sie essayistische, journalistische und hochpoetische Erzählweisen verbindet, enthüllt sie ein Sozio-Psychogramm der bundesdeutschen Gegenwart. Ein notwendiges, ein intelligentes Buch, das im besten Sinne zeitgenössisch ist.«

Am Schluß der schönen Feier schien nicht nur Iris Hanika für den Moment beglückt: Die gute Stimmung setzte sich beim Emnpfang fort. Ein Abend für Iris Hanika, für Literatur - vielleicht auch eine Möglichkeit für Glück.

© CR&SH

Laudatio auf Iris Hanika

Den Text von Andreas Platthaus können Sie hier aufrufen und ausdrucken.

Laudatio

Iris Hanika, geboren 1962 in Würzburg, studierte Allgemeine Literaturwissenschaft an der FU Berlin, debütierte 1992 mit der Erzählung „Katharina oder die Existenzverpflichtung“, arbeitete dann als Journalistin für Zeitschriften und Zeitungen, u.a. für die „Berliner Seiten“ der FAZ, schrieb ab 2000 die regelmäßige Chronik in der Monatsschrift „Merkur“. 2008 erschien ihr erster Roman „Treffen sich zwei“, der auf die shortlist für den Deutschen Buchpreis gesetzt wurde. Lebt in Berlin.