Maren Kames
Hasenprosa
„Wie ich mich halte, wie ich niste zwischen diesen Arrangements, meinen möblierten Routinen, selbst aus der Ferne, und wenn nur in der Vorstellung: der Parcours meiner Blicke, Handgriffe, Schritte in meiner Wohnung, mein Herz mein Zimmer, die Namen und Gesichter aller Bilder an meinen Wänden. Meine Wandleute, Wandfreunde. Ich kenne sie, sie kennen mich. Von diesen Minischreinen, Bildräumen, Raumordnungen bezog ich 60 Quadratmeter Ruhe, ein Refugium, Notwendigkeit meiner eigenen, selbst modellierten Kapelle.“
(aus: Hasenprosa, Seite 62/ 63)
(mein Herz mein Zimmer ist ein anzitierter Titel von Friederike Mayröcker: mein Herz mein Zimmer mein Name, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1988.)
Maren Kames, 1984 in Überlingen am Bodensee geboren, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin. Ihre Bücher Halb Taube Halb Pfau und Luna Luna wurden viel beachtet und mehrfach ausgezeichnet, Luna Luna war 2020 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und vom Schauspiel Leipzig für die Bühne adaptiert. Hasenprosa, ihr erster Roman, stand 2024 auf den Shortlists für den Deutschen Buchpreis und den Wilhelm Raabe-Literaturpreis.
»Wenn das alles gewesen ist, ziehe ich aus!«, ruft da eine und macht sich in ihren Meilenstiefeln, ihren Reisesocken davon. Auf der Rückbank: ein Hase. Es geht einmal quer durch die Zeit, die Zeitalter und hinaus, ins knalldunkle All. Im Strichflieger durch den Himmel und die Erinnerung: an zwei Großmütter, eine helle, eine dunkle, eine heile, eine wunde. Einen Großvater, seine furchigen Hände. Einen Bruder und seinen Baum. Ein Buch wie ein Kindheitssommer, ausschweifend, »sturzoffen« und leuchtend schön.
Maren Kames
Hasenprosa | Roman | Suhrkamp Verlag | Berlin 2024 | 182 S. | 25,00 Euro
Jury-Stimme zu „Hasenprosa“:
Maren Kames‘ „Hasenprosa“ ist ein rasanter, leichtfüßiger, märchenhaft träumerischer Abenteuertrip mit einem sprechenden Hasen als Reisebegleitung und zugleich liebevolles Erinnerungsbuch an die Großeltern der Erzählerin. Ein formbewusstes, ein in mehrfacher Hinsicht bildreiches, ein humorvolles Buch!
Monika Eden, Leiterin des Oldenburger Literaturhauses